Weichselplatz
Zusammen gegen Mietwucher
Ein Haus im Reuterkiez wird verkauft. Die neuen BesitzerInnen – neun an der Zahl – wollen es sanieren. Die Folge wären massive Mietsteigerungen. Viele der MieterInnen raufen sich zusammen und starten gemeinsame Gegenaktionen.
Bis zu 80 Prozent könnten die Mieten steigen, wenn das Haus in der Fuldastraße 31/32 saniert würde, wie es sich die Gründstücksgemeinschaft Weichselplatz vorstellt. Moderne Bäder, Heizung, Außenwand-Dämmung, Fernwärme, Dachausbau – alles streng ökologisch versichern die neuen Besitzer. Doch mit dem Argument der Ökologie kann soziale Spaltung hervorgerufen werden – ob Feinstaubplakette oder Sanierungsförderung.
Teilweise wohnen die MieterInnen seit 40 Jahren in dem Eckhaus am Rande des Reuterkiezes.
Als im vergangenen Jahr die Modernisierungsankündigung mit Widerspruchsfrist von zwei Wochen ins Haus flatterte, bekamen einige von ihnen Tränen in die Augen. Nicht wegen der modernen Heizung, dass würden viele gut finden, sondern wegen der Kaltmiete, die von fünf Euro auf acht bis neun Euro steigen soll. Einige zogen gleich aus, andere hingegen organisierten sich gegen die Mietsteigerungen.
Das Schöne: Der Protest gegen die Sanierung schweißte Nachbarn zusammen, die sich vorher nicht mal kannten. Seit August letzten Jahres trifft man sich wöchentlich, malt zusammen Plakate, designt Fähnchen, die jetzt in Berlin verteilt werden sollen, damit andere MieterInnen ihre Solidarität bekunden können. Am 13. März trafen sich die NachbarInnen, kochten Kaffee, buken Kuchen und schenkten Saft aus. 150 Leute kamen zum Protest-Straßenfest in die Fuldastraße. »Schön, dass man mal ins Gespräch kommt mit Leuten, die ähnliche Probleme haben wie man selbst«, so der Tenor.
Die neuen BesitzerInnen haben jetzt Klagen auf Duldung der Sanierung eingereicht. »Man muss sich immer wieder Mut machen«, sagt einer der Bewohner. Dass das am besten in der Gruppe geht, haben sie gelernt.
timz